Antonia Louisa Kühne
Wenn man Menschen (Anm.: vor Corona) beobachtet, die sich auf der Straße begegnen, kann man sehr viele verschiedene Arten der Begegnung wahrnehmen. Manche laufen einfach schnell und in größerem Abstand aneinander vorbei, als würden sie sich nicht kennen. Andere jedoch gehen aufeinander zu und breiten die Arme aus und schließen diese um den anderen Menschen herum. Der Andere tut dies ebenfalls. Anschließend gehen sie miteinander weiter und tauschen Wörter aus. Wiederum andere, vor allem eher Menschen, die einheitlich schwarz gekleidet sind, teuer aussehende Schuhe tragen und einen Stoffstück um den Hals gebunden haben, dass auf dem weißen Hemd darunter aufliegt, begegnen sich anhand von Austrecken des Armes und schütteln der Hand des Anderen. Diese Begegnung kann man auch bei voneinander distanzierteren oder noch nicht bekannten Menschen beobachten. Von dieser Begegnung gibt es auch eine Abänderung, in dem beide Menschen mit dem ausgestreckten Arm die Hände kräftig oder auch weniger kräftig aufeinanderschlagen. Eine weitere Begegnung, die man beobachten kann, ist die, bei der beide Menschen die Hand zu einer runden Form zusammen machen. Diese beiden mit den Händen geformten Bälle werden zueinander geführt, sodass sie sich kurz an der Vorderseite berühren. Außerdem kann man noch eine ganz andere Begegnungsart beobachten. In dem Moment, in dem beide Menschen auf einander zugehen, überbrücken sie den Abstand zueinander und ihre Köpfe sind im einmaligen Wechsel jeweils nebeneinander positioniert (links, rechts) und dabei schieben sie ihre Lippen leicht nach vorne und machen einen leisen Ton. All diese Praxen sehen sehr nach verschiedenen Begrüßungsritualen aus, die in verschiedenen sozialen Kontexten und Gruppen angewandt werden.